Erinnerungen an Bommel

Am 6. Januar 2016 wären es sechs volle Jahre gewesen, dass Bommel zu mir gekommen ist. Er war ein 45 kg schwerer Herdenschutz-Mischling, der von seinem Vorbesitzer unter katastrophalen Haltungsbedingungen wie Balkonhaltung, Hunger und sadistische Quälereien so gelitten hat, dass er psychisch komplett aus den Fugen geraten war und jegliches Vertrauen in Menschen verloren hatte. Er landete im Tierheim als hochgradig aggressiver Hund, wo ich ihn dann im Februar 2009 kennenlernte. Am Anfang war es nur die Herausforderung, einen Zugang zu diesem Hund zu finden, der niemanden an sich herangelassen hat. – Dann wurde es eine echte tiefe Freundschaft. 

Du fehlst mir, mein Hund! Mir fehlen alle meine verstorbenen Hunde: Sammy, Mausi, Moritz. Es blieb bei allen eine Wunde, doch bei Dir ist es noch so nah, Bommel.
Erinnerungen werden wach: Es war schlimm mit Dir, keiner wollte Dich mehr. Ein knappes Jahr dauerte es, bis wir uns eine gemeinsame Basis aufgebaut hatten, und ich Dich am 6.1.2010 nach Hause holen konnte.
Erinnerungen werden wach: Es war gleich im ersten Jahr, im Sommer. Wir lagen beide auf der Wiese, es war so entspannend, dass ich eingenickt bin. Als ich plötzlich durch warmen Atem, der mir entgegenschlug, wach wurde. Und ich sah in zwei Hundeaugen, ein braunes und ein grünes Auge. Wir lagen Nase an Nase und es schoss mir durch den Kopf: "Das war ja der Hund, der seinem Herrchen ins Gesicht gebissen hatte" – und jetzt lagen wir da, Nase an Nase. Doch bevor ich meine Gedanken zu Ende gedacht hatte, schleckte eine riesige Zunge über mein Gesicht und ich war stolz, dass Du mein Hund bist.
Erinnerungen werden wach: Die jährliche Impfung stand an, und ich wusste, dass es schwierig werden würde. Deshalb zog ich gleich eine meiner sehr dicken Jacken an und hielt meinen Hund am Körper fest. Als Du die Tierärztin mit der Spritze sahst, drehtest Du vollkommen ab, packtest meinen linken Arm, und ich spürte schon Deine Fangzähne in meiner Haut. Doch da schauten mich wieder diese riesigen Augen, ein braunes und ein grünes, an. Ich konnte Deine riesigen Pupillen deutlich erkennen – Du hattest wahnsinnig viel Stress in dieser Situation. – Und doch ist Dir bewusst geworden, dass das mein Arm ist, in deinem Fang. – Mit einem Mal hast Du meinen Arm wieder locker gelassen und die Prozedur der Tierärztin über Dich ergehen lassen. Als die Tierärztin weg war, legtest Du Dich in meine Arme und Du weintest wie ein kleines Kind. – Wie ich es weder vorher, noch hinterher jemals bei einem Hund gesehen habe.