Artikel im Nordbayerischen Kurier

Nordbayerischer Kurier – Samstag/Sonntag, 12./13. Mai 2012 – Oberpfalz

Alle hören auf den Hundeflüsterer

Trainer Peter Popp sagt Vierbeinern, wo es langgeht

AUERBACH
Lumpi trägt seinen Namen nicht umsonst. Der kleine Rauhhaardackel ist ein richtiges Schlitzohr. Schnüffeln, was das Zeug hält, Frauchen in die richtige Richtung ziehen und den großen Maxen spielen. Damit er seiner Halterin nicht länger auf der Nase herumtanzt, hat sie sich beim Hundetraining von Peter Popp angemeldet.
Der Immenreuther ist ein richtiger „Hundeflüsterer". Spätestens beim dritten Anlauf merkt Lumpi, dass der große Mann mit der tiefen Stimme jetzt das Sagen hat. Und geht brav an der Leine. Dabei zittern zwar die kurzen Läufe, aber freudig wedelt er mit dem Schwanz, als der Hundetrainer ihn eindringlich lobt. „Konsequenz und Liebe", nennt der versierte Ausbilder, als wir ihn nach den richtigen Maßnahmen fragen, einen Hund zu erziehen. „Sie mögen es doch auch nicht, wenn es einmal hü und einmal hott heißt!" Und natürlich hat jede Hunderasse ihre eigenen Gene. Da macht Peter Popp erst einmal eine Anamnese. Er sieht den Vierbeiner und kann sofort sagen, welche angeborenen Instinkte er hat.
„Nehmen wir den Dackel. Er wurde zur Jagd ausgebildet, soll in Fuchsbauten kriechen. Dort ist er allein, niemand sagt ihm was er tun soll. Warum sollte er also über der Erde hören? Nur mit Ausdauer und konsequentem Zeigen, was sie von ihm wollen, wird er auf Dauer richtig reagieren." Dass auch Max seinen Namen nicht ganz zu unrecht trägt, zeigt sich, als der Bernhardiner Rüde auf den Platz kommt. „Ich bin hier der Chef!", zeigt seine ganze Haltung. Lautstark bringt er sie zum Ausdruck, als Konkurrenz naht.
Jericho ist das erste mal dabei. Der sieben Monate alte Rüde soll gleich merken, dass Max hier der Platzhirsch ist. Das gilt es zu unterbinden. Der Hundetrainer schreitet ein und gibt dem Frauchen von Max den Befehl zur Bewegung und zur Reaktion. „Das ist ein normales Verhalten", erklärt der Ausbilder, bei dem jeder Vierbeiner unglaublich schnell reagiert. Die Hunde spüren genau, wer das Sagen hat, man muss es ihnen nur immer wieder klarmachen. Jericho bleibt die meiste Zeit zunächst nur außerhalb der Ausbildungsrunde. Richtiges Greifen der Leine, kurz oder lang, Grundbegriffe, die Popp dem Herrchen zeigt. Dabei scheint Jericho ein ganz Gutmütiger zu sein, sitzt er doch brav daneben.
Was leicht aussieht; ist für die Herrchen und Frauchen Schwerstarbeit. Die geraten dabei mindestens so ins Schwitzen wie ihre Vierbeiner. Vor allem bei den Laufrunden um die Gruppe herum. Jeweils einer darf mit seinem Besitzer die Gruppe umrunden, während die anderen sitzenbleiben müssen. Leichter Lauf heißt: Beim Vorbeigehen am anderen Hund läuft der Besitzer zwischen beiden Hunden. Das signalisiert dem Hund: „Hallo, mein Herrchen hat kein Problem mit dem anderen Hund, also habe ich auch keins". Schwieriger Lauf bedeutet, Hund geht an Hund vorbei.
20 Hunde machen derzeit in Welluck auf den Lagerplatz eine grundlegende Ausbildung durch. Und sind jedes Mal mehr als geschafft nach einer Stunde hartem Training.
(saw)
Mindestens zwei Jahre muss sich der Halter der Ausbildung seines Vierbeiners widmen. „Das heißt, wer sich einen Hund anschafft, muss wissen, dass es diese Zeit braucht", erklärt Popp. Im Welpenalter mit dem Training zu beginnen ist von Vorteil, aber auch ältere Hunde können noch etwas lernen. „Wir möchten hier Familienhunde ausbilden, mit denen man später auch gefahrlos durch die Stadt spazieren kann.
Bis Ende Oktober dauern die Kurse noch. Einsteigen kann man immer. Interessierte können am Dienstag zwischen 18 und 20 Uhr nach Welluck kommen. Die Ausbildung erfolgt nach dem Augsburger Modell, mit Futter als Belohnung und korrigieren mit wohlwollender Konsequenz.
Peter Popp gibt auch Einzelstunden für problematische Hunde. Anfragen sind jederzeit möglich. Unter www.bei-uns-sind-hunde-freunde.de können sich Hundebesitzer informieren.